Kaum Schutzausrüstung und keine Eishalle zum Trainieren: In den Anfangszeiten kämpften sich die Brixner Eishockey-spieler mit Eigeninitiative und Kreativität voran. Schlussendlich schafften sie es bis zur Teilnahme an der Landesliga.
Beim Eishockey kann´s schon mal ruppig zugehen. Unsanfte Bodychecks mit dem Gegner, ein fliegender Puck und harte Schläge gehören einfach dazu. Die Eishockeyspieler tragen daher von Kopf bis Fuß eine Schutzausrüstung, die sie nicht nur imposant aussehen lässt, sondern auch vor Verletzungen bewahrt. Zusätzlich gewähren Banden und Schutzverglasung rund um die Eisfläche den Spielern und Zuschauern mehr Sicherheit.
Von all dem konnten die ersten Brixner Eishockey-Spieler nur träumen. Erste zaghafte Versuche im Eishockey unternahm eine kleine Truppe an sportbegeisterten Männern, darunter gute Eisläufer wie Günther Raffreider, Konrad Plank und Karl Harrasser, später gesellten sich unter anderen die Schenk-Buabn Egon und Pauli, Meinrad Zöschg, Werner Lanz sowie Fußballer wie Josef Tauber und Urban Sullmann dazu. Ausgestattet waren sie mit viel Begeisterung, aber wenig Ausrüstung. Dafür fehlte schlichtweg das Geld.
Der Eislaufplatz am Sanatorium wurde nach dem Publikumslauf mit einem Holzbrett gesäubert und mit einem Feuerwehrschlauch bespritzt. Die Eishockey-Tore hat man selbst gebaut, Puck, Schläger und Knieschützer kaufte sich jeder Spieler selbst. Über eine Bandenanlage verfügte die Eisfläche nicht: Der Puck verschwand daher manch mal im umliegenden Schnee und musste während
des Spiels gesucht werden. Die Spieler wagten sich mit wenig Schutzausrüstung aufs Eis. Doch Not macht erfinderisch: So standen Hubert Ritsch und Walter Blaas, der spätere Landtagsabgeordnete, ohne Tormannhelm im Tor. Ausgestattet nur mit dickem Schaumgummi an den Schienbeinen, einen festen Karton als Brustschutz und dicken Skihandschuhen. Hohe Schüsse aufs Tor waren verboten.
Die Gruppe hatte jedoch jede Menge Spaß und begann, an ersten Freundschaftsspielen teilzunehmen. In Südtirol gab es damals mehrere Eishockey-Clubs und -mannschaften, nicht nur in den Hochburgen Bozen, Gröden und Bruneck. Im Brixner Raum waren es unter anderem die Mannschaften aus Villnöss, Klausen und Franzensfeste, die bereits damals an Landesligameisterschaften teilnahmen. Die Spiele wurden ausschließlich auf Natur-Eislaufplätzen und Seen wie auf dem Völser Weiher ausgetragen.
Dem WSV-Präsident Helmuth Kerer war es ein Anliegen, auch in Brixen eine richtige Eishockeymannschaft auf die Beine zu stellen und animierte die Jungs dazu. Die Freizeitgruppe von zehn bis zwölf Männern gründete also Ende der1970er-Jahre die Sektion Eishockey. Geld blieb trotzdem Mangelware, dafür hielt echte Freundschaft und voller Einsatz die Eishockeyspieler zusammen. Mit viel Engagement bewiesen sie sich als Meister der Improvisation: Jeder Spieler brachte seine Fähigkeiten und Be-ziehungen mit ein, um die fehlende Ausrüstung irgendwie wettzumachen. In Siebeneich wurden alte Bretterbanden angekauft, am Eislaufplatz aufgestellt und von Maler Heinz Erardi bemalt. Werner Lanz kannte den Magazineur der Stadtwerke Brixen und vermittelte sechs ausgediente Holzstrommas ten für die Beleuchtung, die mit einem Autokran der Firma Lanz aufgestellt wurden. Der Fernsehtechniker Konrad Plank montierte die Scheinwerfer, sodass das Team am Abend trainieren konnte.
Alle waren überaus happy, als sie beim Eishockeyverein Bruneck aus einer Kiste ausrangierter Eishockeyausrüstung alte Helme, geflickte Handschuhe und gebrauchte Schützer kostenlos mitnehmen durften. Die Brixner konnten zudem das Rienzstadion als Trainingsort nutzen. Zwei Mal wöchentlich fuhren sie nach Bruneck, um dort nach 22 Uhr mit dem Trainer Kurt Suen an ihrem Spiel zu feilen. Nach dem Training (und einigen Bierchen) kehrte die Mannschaft gegen 2 Uhr früh nach Hause zurück. Die Fahrten bezahlten die Spieler aus eigener Tasche, der Trainer verlangte kein Honorar. Nur die Kosten für die Eisbearbeitung und den Strom mussten bezahlt werden. Die Rechnung dafür ging an den WSV, wurde aber nicht immer pünktlich beglichen. So trauten sich die Männer manch-mal kaum mehr nach Bruneck, um das großzügige Trainingsangebot anzunehmen.
Nach zwei Jahren Training in Bruneck verbesserten sich auch am Eislaufplatz beim Sanatorium die Spielbedingungen. Endlich gab es reguläre Banden und eine Beleuchtung. Der erste Sponsor, das Brixner Geschäft Sport Taschler, spendierte zwar die Eishockey-Leibchen, aber eine komplette Ausrüstung war noch immer nicht im Budget drin. Egal, die Mannschaft nahm trotzdem an der Serie C, später an Landesliga-Meisterschaft teil und trat gegen Südtiroler Eishockeyvereine wie Toblach, St. Georgen, Klausen, Villnöss, Unterinn oder Völs an. Zunächst verloren die Brixner meist zweistellig, dann einstellig und später reichte es sogar für ein Unentschieden. Das spornte das Team an: Mit Gigi Pellizari, einem Eishockey-begeisterten Brixner ENEL-Mitarbeiter mit seinen beiden talentierten Söhnen Marco und Lele, wurde der erste Trainer engagiert, der ehrenamtlich die Mannschaft trainierte. Marco Braido aus Franzensfeste als Tormann und einige Freunde aus Gröden verstärkten die Mannschaft. Bald konnte sich das Brixner Eishockey-Team auf Augenhöhe mit den anderen Teams messen.